Workshop Selbstverteidigung I 2009
Workshop Selbstverteidigung - Ein voller Erfolg!
Körperliche und verbale Seitenhiebe
Über die Sinnhaftigkeit eines Studiums kann man sich streiten. Über das exzessive Auswendiglernen von irrelevanten Details ebenso. Was nützt mir die Paukerei? Bringt es mir etwas für meine Zukunft, gar einen sicheren Job? - So oder ähnlich mag sich der ein oder andere Student schon einmal gefragt haben, wenn er sich abends nach einem theoretisch lehrreichen Tag, müde und halb eingerostet aus der Bib schleicht. Und während er weitere Gedanken in den dunklen Nachthimmel bläst, spürt er auf einmal das Gewicht eines kräftigen Menschen, der sich von hinten auf seinen Körper wirft. Begleitet von einem wütend verkrampften Luftausstoß umklammert ihn ein Angreifender von hinten und nimmt ihn so fest in den Griff, dass der körperlich Unterlegene sich nicht mehr regen kann. Im nächsten Moment liegt er auf
dem Boden. Und nun?
Eines steht offenbar fest: in solch einer Situation hilft einem die theoretische - in anderen Lagen möglicherweise "lebensrettende" - Kenntnis des ersten Energieerhaltungssatzes auch nicht weiter. Entkommen aussichtslos. Oder nicht? Ist tatsächlich jeder, der nicht als Kind in einen Topf mit Zaubertrank gefallen ist, in so einer Situation machtlos dem Angreifer unterlegen?
Auf den ersten Blick mag das stimmen, aber zum Glück geht es auch anders: Veit Albrecht (FH Magdeburg) und Ken Oesterreich (Uni Chemnitz) glauben, dass es für jede und jeden Möglichkeiten gibt, sich aus solch einer prekären Lage zu winden. Wie das funktionieren kann, zeigen die stattlichen Trainer allen Neugierigen in ihren Kursen zur Selbstverteidigung. Nach einer netten Einstimmung mit allgemeinen Informationen und praktischen Hinweisen geht es an die Eigenarbeit. In Zweier- bis Dreier-Gruppen erproben die anfangs noch recht zaghaften Teilnehmer Techniken, die aus einer wohlbedachten Mischung von Elementen aus 7 verschiedenen Kampfsportarten stammen. Sobald die Beschnupperungsphase überwunden ist, legen die Teilnehmer bald die Samthandschuhe ab und schon nach kurzer Zeit von der Stirne heiß, rinnt der Schweiß. Die "Schutzglocke" der Selbstverteidigung besteht darin, möglichst glimpflich aus einer ungemütlichen Lage herauszukommen. Zum Beispiel durch den "safety side fall" - das korrekte Zur-Seite-Fallen - und den "axe kick" - Tritt gegen das Schienbein - die alle schnell drauf haben. Zwar verspricht die Kursbeschreibung unter anderem, "unter kontrollierter Anleitung taktisch-korrekte Techniken" erlernen zu können, doch von unangebrachtem Perfektionismus kann keine Rede sein. In einer Gefahrensituation kommt es ja nicht darauf an, eine möglichst grazile Performance darzubieten, sondern sich durch kurzes bewusstes "Ausnocken" des Angreifers, einen "Zeitpuffer" zum Entkommen zu schaffen. Entscheidend sind dazu laut Oesterreich "der Mensch und der Wille zum Gewinn hinter der Technik". Da dürfen im Zweifelsfall durchaus mal Knochen knacken. So viel Realismus muss sein. Doch bei aller scheinbaren Grobschlächtigkeit der Tritte und Kicks vergeht keinem so schnell das Lachen. Zwar ist das Training gewiss kein Zuckerschlecken, doch dank der verbalen Seitenhiebe der Trainer durch den ein oder anderen
sarkastischen Spruch ist durchweg für Unterhaltung gesorgt.
In einem Wochenendkurs geht es hauptsächlich darum, Kniffe, Griffe, Tritte und Kicks zu erlernen und eingänglich zu erproben. Um sie jedoch zu Reflexen werden zu lassen und das Selbstbewusstsein dauerhaft zu stärken, muss regelmäßig trainiert werden. Wer also nach einem Schnupperkurs noch nicht genug hat, kann das regelmäßigen Training von Veit oder einen Deeskalationskurs bei Ken genießen. Die abschließende Krönung des Tages bildet der spaßige Spießroutenlauf durch den axe-kick-Parcours. Dabei muss sich jeweils ein Teilnehmer kickend durch einen Parcours kämpfen, der von allen anderen Teilnehmern gebildet wird. Zur großen Freude aller wird hier das bisher gesammelte Repertoire blauer Flecken zum Schluss noch einmal aufgefrischt und erweitert. Aber lieber früher ein paar Kratzer, als später keine Chance.
Leonie Seng, Studentin PNK, OvGU
Ready to Win!!!
'Ready to Win' was the motto of the day when we, Ken Oesterreich and Veit Albrecht, conducted a one day intensive workshop on urban violence prevention and defensive tactics at the Otto-von-Guericke University Gym in Magdeburg. This specialized event included preventative measures against violent assaults in an urban environment such as rape attempts and situational self defense in confined spaces.
All participants were sensitized right from the beginning that a pro-active approach towards self-protection in combination with tactically correct counter-measures provide better options for maintaining the ability to assess, decide and execute the required options in a high stress situation. This process goes beyond physical tactics and requires first and foremost an open and honest approach to ones personal strengths and weaknesses as well as sound knowledge about human behaviour under stress. These specific aspects built the literal red thread that ran through the whole workshop and did not only function as an important element for the physical protection while under assault but also for the central skill set - How to create distance between yourself and the adversary.
The tactical and technical portion of the training was supplemented by the typical dirty tricks and camera friendly counter-measures of the Todd Specialist Close Combat System with the intention to both limit risks from physical superior attackers and legal repercussions which could result from misinterpretations of the situation of eyewitnesses. Scenario trainings concluded this intensive workshop and provided a valuable feedback for all participants.
The integration of empirical research on urban violence including police records, press coverage and video footage on current problems such as 'Happy Slapping' incidents enabled all participants to get a more complete impression of what human beings are capable of doing to others and highlighted the necessity for a training that goes beyond physical skills and established thought patterns.
Continuation workshops on specific modules of the Phase I syllabus of the Todd Specialist Close Combat System are already planned for the winter semester 2009/10.
We would finally like to express our gratitude to the excellent support from the University team and all participants who contributed to the success of this workshop.
Train hard,
Ken Oesterreich & Veit Albrecht